- Per Laptop, Smartphone oder auf anderen Wegen werden die meisten Bankgeschäfte heute abgewickelt – Filialen sind kaum noch wichtig.
Für die meisten Bankgeschäfte im Alltag ist der Besuch einer Filiale vor Ort längst nicht mehr notwendig. Wer seinen Kontostand erfahren oder eine Überweisung vornehmen will, kann das schnell am Computer oder gar auf dem Smartphone erledigen. Zudem sind viele Kunden ihrer Hausbank gegenüber nicht mehr so loyal wie in der Vergangenheit. Das sind einige der Ergebnisse einer Umfrage, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt wurde.
Die Umfrage zeigt, dass etwa drei Viertel der Deutschen ihre Bankgeschäfte wenigstens zum Teil online erledigen. Im Jahr 2014 lag dieser Wert erst bei 53 Prozent, das Onlinebanking wird also immer wichtiger. Weitere zehnProzent können sich zudem vorstellen, in der Zukunft auf das Internetangebot ihrer Bank zuzugreifen. Nur Menschen, die älter als 65 Jahre sind, sind aktuell noch zurückhaltend bei Online-Finanzgeschäften. Allerdings nutzen auch in dieser Altersgruppe bereits 22 Prozent das Onlinebanking, bei den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar 88 Prozent. Unter den 30- bis 49-Jährigen gaben sogar 96 Prozent der Befragten an, online ihre Finanzgeschäfte zu regeln.
„Die meisten Menschen begegnen ihrer Bank deutlich öfter in der digitalen Welt als in einer Bankfiliale oder im persönlichen Kontakt“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder zu den Ergebnissen. „Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass die Digitalisierung in Deutschland einen weiteren Schub erhalten hat. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Monaten auch in der Finanzwelt noch verstärken.“
Bankgeschäfte immer öfter auf dem Smartphone
Das Smartphone hat sich längst zum zweitwichtigsten Gerät für das Onlinebanking entwickelt. Mehr als die Hälfte der Nutzer erledigt zumindest hin und wieder Bankgeschäfte auf diese Weise. Bei den 16- bis 29-Jährigen liegt der Wert sogar schon bei 72 Prozent. Noch häufiger wird der Laptop (82 Prozent) genutzt, der Desktop-PC (53 Prozent) oder Tablets (50 Prozent) liegen jedoch hinter dem Smartphone.
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Besonders populär ist das Onlinebanking für alltägliche Dinge wie den Blick auf den aktuellen Kontostand (97 Prozent), Überweisungen (93 Prozent) oder Daueraufträge (85 Prozent). Für die persönliche Finanzberatung nutzen immerhin schon 36 Prozent der Befragten das Onlinebanking, auch Kredite werden immer häufiger online beantragt (24 Prozent).
Interessant ist auch die Tatsache, dass die meisten Nutzer mit dem Angebot in der Regel zufrieden sind. Immerhin 94 Prozent geben an, dass sie keine Funktionen vermissen und 91 Prozent sind davon überzeugt, dass Onlinebanking sicher ist. Einfache Bedienung sowie ein übersichtliches Angebot sind ebenfalls Vorteile, die von vielen Nutzern geschätzt werden.
Digitales Angebot ist wichtiger als Bankfilialen
Wenn es um die Wahl der eigenen Bank geht, dann sind für Kunden vor allem die Kosten und der Aspekt Sicherheit relevant. Gebühren für die Kontoführung, die Einlagensicherung sowie möglichst viele kostenfrei nutzbare Geldautomaten sind für praktisch alle Kunden wichtig bei der Auswahl. Für drei Viertel ist zudem das Herkunftsland einer Bank von Bedeutung, für 68 Prozent der Befragten ist auch der gebührenfreie Zugang zu Bargeld im Ausland entscheidend. Dahinter folgen dann Angebote wie Onlinebanking, Apps oder eine Online-Beratung. Möglichst viele Bankfilialen, die leicht zu erreichen sind, beachten mit 53 Prozent hingegen nur noch etwas mehr als die Hälfte aller Befragten.
Die immer geringere Bedeutung von Filialen zeigt zudem die Tatsache, dass nur sieben Prozent der Deutschenmindestens einmal pro Woche eine Bank vor Ort besuchen. Weitere sechs Prozent sagen, dass sie mehrmals im Monat in einer Filiale sind. Bei 41 Prozent der Befragten erfolgt ein Besuch hingegen sogar seltener als monatlich. Bei den Onlinebanking-Nutzern gaben sogar 35 Prozent an, dass sie gar nicht nicht mehr in der Filiale vor Ort sind. Insgesamt sagen 38 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass ihnen ohne die Filiale einer Bank vor Ort nichts fehlt. Beiden 16- bis 29-Jährigen liegt dieser Wert sogar bei 51 Prozent.
Wertpapiere auf dem Smartphone haben Potenzial
Wenn es um den Handel mit Wertpapieren wie Aktien oder Anleihen geht, dann haben Banken eine sehr gute Ausgangsposition. Hausbanken sind in diesem Zusammenhang besonders wichtig, interessanterweise ist der Berater in der Filiale der wichtigste Ansprechpartner. Erst danach folgt das Onlinedepot bei der eigenen Bank, nur acht Prozent der Befragten nutzen hingegen einen Onlinebroker, der nicht Teil der eigenen Bank ist. Allerdings setzen schon fünf Prozent auf App-basierte Broker, die erst in den vergangenen Jahren auf dem Markt gekommen sind.
Gerade bei den Gebühren gibt es jedoch noch Nachholbedarf. Rund die Hälfte der Bankkunden, die mit Wertpapieren handeln, finden die Struktur der Gebühren nämlich wenig übersichtlich. „Finanzexperten beklagen seit Jahren, dass die Deutschen zu wenig auf Wertpapiere setzen“, sagt Rohleder zu diesem Thema. „Ein Grund dafür ist sicher, dass die Angebote zu kompliziert und womöglich zu teuer waren. Neue Online-Broker bringen eine bislang nicht gekannte Transparenz in den Markt und machen den Zugang einfach und komfortabel.“ Diese neue Konkurrenz dürfte sich aus der Sicht der Verbraucher positiv auf den gesamten Markt auswirken.
Darüber hinaus könnten sich in den kommenden Jahren auch digitale Finanzangebote über das gewöhnliche Banking hinaus noch weiter verbreiten. Fast zwei Drittel (62 Prozent) der Befragten haben Finanz-Apps schon genutzt oder können sich das zumindest vorstellen, wenn diese für einen besseren Überblick über die persönlichenEinnahmen und Ausgaben sorgen. Darüber hinaus haben 33 Prozent der Deutschen Interesse am sogenannten Crowdinvesting, 23 Prozent interessieren sich für Roboadvisor, bei denen künstliche Intelligenz für individuelle Empfehlungen rund um die Geldanlage sorgt.
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Andere Varianten, etwa Darlehen über Peer-to-Peer-Plattformen oder sogar die Investition in die Vergabe von Krediten, werden ebenfalls immer interessanter. Daran zeigt sich, dass die Finanzwelt in den nächsten Jahren auch weiterhin große Schritte im Bereich Digitalisierung machen dürfte. Und wer heute bereits seine Bankgeschäfte überwiegend im Internet erledigt, ist oft auch gegenüber damit zusammenhängenden Angeboten gegenüber aufgeschlossen. Für etablierte Finanzinstitute werden sich in diesem Zusammenhang noch eine ganze Reihe von Herausforderungen ergeben.