- Ob Haus oder Wohnung – der Kauf von Immobilien bei Inflation ist eine gute Strategie, wenn man zuvor einige Aspekte beachtet.
In vielen Ratgebern rund um die Kapitalanlage kann man lesen, dass Immobilien bei Inflation eine der besten Alternativen sind. Das basiert auf der Annahme, dass das Geld auf dem Konto bei Inflation an Wert verliert. Wer hingegen ein Haus oder eine Wohnung damit kauft, kann diese später zu einem höheren Preis wieder verkaufen. So jedenfalls lautet die Theorie – hier werfen wir einen Blick darauf, ob das auch in der Praxis so ist.
Zunächst einmal sollte man natürlich wissen, was genau Inflation bedeutet. Mit diesem Begriff wird der allgemeine Anstieg des Preisniveaus beschrieben. In einem vertretbaren Rahmen ist Inflation kein Problem. So lag der Anstieg der Preise in Deutschland in den vergangenen Jahren im Schnitt bei unter zwei Prozent. Durch die Coronakrise fiel die Inflation im Jahr 2020 sogar unter ein Prozent. In diesem Jahr dürfte der Wert wieder etwas höher liegen.
Auf den ersten Blick klingt das zwar nicht besonders viel. Gerade bei einer langfristigen Anlage von Geld bedeutet das jedoch, dass der Wert der jeweiligen Summe Jahr für Jahr um genau den Wert der Inflation sinkt. Das bedeutet, dass die Zinsen höher liegen sollten, um eine reale Rendite zu erzielen. Bei Festgeldkonten oder bei vielen relativ sicheren Anleihen ist das aktuell jedoch kaum noch möglich. Für ordentliche Renditen sind daher gewisse Risiken nötig, zum Beispiel beim Kauf von Aktien.
Kauf von Immobilien bei Inflation – die Vorteile
Als Eigentümer eines Hauses oder einer Wohnung ist man bei Inflation in der Regel gut bedient. Dabei spielt es zunächst einmal keine Rolle, ob man selbst in der Immobilie wohnt oder diese vermietet. Wenn die Preise allgemein anziehen, dann wirkt sich das zumindest zeitversetzt auch auf Mieten und Einkommen aus. Dadurch kann der Wert der Immobilie steigen. Zugleich bleiben die Kosten für die Finanzierung gleich – jedenfalls während der Zinsbindungsfrist.
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Hat man sich in der aktuellen Phase von niedrigen Zinsen also für eine lange Zinsbindung von 15, 20 oder noch mehr Jahren entschieden, muss man für diesen Zeitraum jeden Monat den gleichen Betrag an die Bank zahlen. Während dieser Zeit ist es jedoch realistisch, dass man für eine vermietete Immobilie die Miete erhöhen kann. Wohnt man selbst in einem gekauften Haus, kann man zumindest darauf hoffen, dass das eigene Einkommen im Laufe der Zeit steigt.
Alles in allem darf man sich als Käufer also durchaus berechtigte Hoffnungen machen, dass der Kauf von Immobilien bei Inflation eine gute Entscheidung ist. Nicht umsonst kann man immer wieder den Begriff “Betongold” lesen. Zugleich sollte man daran denken, dass es keine Garantie dafür gibt, dass der Wert einer Immobilie immer weiter steigt. Deshalb sollte man vor dem Kauf einige Aspekte in jedem Fall bedenken.
Nicht jede Immobilie ist perfekt
Genau wie bei jeder anderen Form der Geldanlage ist auch der Kauf von Immobilien bei Inflation mit einem gewissen Risiko behaftet. Besonders wichtig ist deshalb die Auswahl des Objekts. Das Haus oder die Wohnung sollte an einem Standort liegen, an dem es eine realistische Aussicht auf eine Wertsteigerung gibt.
Aufgrund der aktuellen Lage auf dem Markt für Immobilien ist das allerdings leichter gesagt als getan. Gerade in Großstädten ist es kaum noch möglich, bezahlbare Immobilien zu finden. Zudem ist deren Wert in den vergangenen Jahren bereits deutlich gestiegen. Viele Experten streiten deshalb darüber, ob es tatsächlich noch viel Spielraum für weitere Anstiege der Preise gibt. Zudem dürfte die Coronakrise noch einmal zu neuen Entwicklungen auf dem Markt für Immobilien führen. Als angehender Käufer sollte man sich mit diesem Thema eingehend beschäftigen.
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Bei der Berechnung der monatlichen Kosten sollte man zudem die Inflation nicht komplett ignorieren. Wer ein Haus oder eine Wohnung kauft, um selbst dort zu wohnen, muss schließlich neben der Finanzierung auch die Nebenkosten zahlen. Strom, Wasser, Heizung oder Müllabfuhr machen zusammen einen großen Teil der monatlichen Kosten aus. Anders als die Raten für ein Darlehen während der Zinsbindungsfrist sorgt die Inflation bei den restlichen Kosten jedoch im Laufe der Zeit für höhere Ausgaben. Als Vermieter ist die Lage wesentlich anders. Wer eine Immobilie als Kapitalanlage nutzen will, kann den größten Teil der monatlichen Kosten schließlich auf die Mieter umlegen.
Zu guter Letzt sollte man sich auch noch Gedanken über seine eigene finanzielle Lage machen. Beim Kauf einer Immobilie ist das Geld natürlich nicht weg, es ist jedoch in der Regel nicht besonders schnell verfügbar. Sollte man also kurzfristig Geld für andere Ausgaben benötigen, muss man dafür andere Quellen nutzen. Der Verkauf einer Immobilie dauert in der Regel einige Zeit, hier sollte man nicht sofort mit verfügbarem Geld rechnen. Wer schon einen gewissen Teil des Darlehens zurückgezahlt hat, kann eventuell einen weiteren Kredit aufnehmen und diesen ins Grundbuch eintragen lassen. Das ist jedoch mit gewissen Gebühren verbunden und lohnt sich eventuell nicht. Auch in diesem Bereich lohnt es sich also, seine eigene finanzielle Lage so gut wie möglich zu planen, um auch auf unvorhersehbare Ereignisse schnell eine Antwort zu finden.
Fazit
Insgesamt ist der Kauf von Immobilien bei Inflation durchaus eine sinnvolle Form der Geldanlage. Allerdings handelt es sich dabei in den allermeisten Fällen um eine recht langfristige Variante. Für die Altersvorsorge ist der Kauf einer Wohnung oder eines Hauses somit durchaus geeignet.
Wer hingegen über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren ein wenig Geld ansparen und dann auf andere Weise anlegen will, sollte eher auf Tages– oder Festgeldkonten setzen. Kurzfristig lohnt sich der Kauf einer Immobilie kaum, da für diesen in jedem Fall relativ hohe Nebenkosten fällig werden. Diese fallen zusätzlich zum Kaufpreis an und lassen sich im Normalfall nur über einige Jahre hinweg durch einen gesteigerten Wert ausgleichen.