- Anleger sollten sich über die Frage „Was ist ein SPAC“ vor allem dann Gedanken machen, wenn sie sich an der Börse auskennen und das Risiko nicht scheuen.
Die Frage „Was ist ein SPAC“ stellen sich immer mehr Kleinanleger. Die vier Buchstaben stehen für die englische Bezeichnung Special Purpose Acquisition Company. Damit wird ein leerer Unternehmensmantel bezeichnet, der an der Börse Geld einsammelt. Mit diesem Kapital gehen die Verantwortlichen dann auf die Jagd nach Unternehmen, die sie so an die Börse bringen. Aber ist das eine Abkürzung oder ein Umweg? Und kann man als Kleinanleger mit solchen Geschäften eine solide Rendite erzielen? Um solche Fragen geht es in diesem Artikel.
Ein Punkt sollte gleich zu Beginn erwähnt werden: SPACs sind alles andere als neu. In Deutschland wurde der erste Börsengang auf diese Weise schon im Jahr 2008 durchgeführt. Allerdings scheiterte das Unterfangen. Das war sicher einer der Gründe dafür, dass in den Jahren danach praktisch keine Aktivitäten mehr verzeichnet wurden.
Jetzt erfährt dieses sehr spezielle Finanzprodukt jedoch eine echte Renaissance. In den Vereinigten Staaten ist bereits seit einiger Zeit ein echter Hype entstanden. Schon 2020 gab es dort 250 Börsengänge von SPACs mit einem Gesamtwert von rund 80 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2021 waren es allein in den ersten zwei Monaten bereits halb so viele Börsengänge.
Goldrausch auch in Deutschland?
Nun schwappt die SPAC-Welle auch nach Europa – und nach Deutschland. Am 22. Februar brachte Investor Klaus Hommels den „Lakestar SPAC I“ an die Börse in Frankfurt. Mit 11,15 Euro lag der erste Kurs deutlich höher als der Zuteilungspreis von zehn Euro pro Aktie. Darüber hinaus waren die Anteile achtfach überzeichnet.
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Solche Zahlen sorgen natürlich für potenzielle Nachahmer. Diese stehen bereits Schlange. Unter anderem wollen der Hellofresh-CEO Dominik Richter und der Lesara-Gründer Roman Kirsch mit ihrem SPAC „Tio Tech A“ 250 Millionen Euro einsammeln. Registriert ist dieses Unternehmen übrigens auf den Cayman Islands.
Komplizierte Akronyme, Steueroasen und eine echte Goldgräberstimmung: Diese Kombination erinnert nicht nur echte Finanzexperten an die Exzesse auf dem Markt für Immobilien, die im Jahr 2008 zur globalen Finanzkrise führten. Aber was ist ein SPAC eigentlich und kann dieser Hype für ähnliche Probleme sorgen? Oder haben kleine Anleger damit eine echte Chance, um sich schon früh ihre Anteile an vielversprechenden Unternehmen zu sichern?
Hintergrund: was ist ein SPAC?
Bei einem SPAC geht erst einmal ein leerer Unternehmensmantel an die Börse. Dieser soll dann nach und nach mit echten Firmen gefüllt werden. Hinter diesem Konzept sind drei verschiedene Interessensgruppen wichtig. Zum einen gibt es die Initiatoren, die einen SPAC auflegen und betreuen. Darüber hinaus gibt es die Unternehmen, die von diesem Mantel profitieren sollen und natürlich die Anteilseigner eines SPACs, also die Anleger.
Für die Initiatoren ist ein SPAC besonders deshalb attraktiv, weil sie erst einmal kein eigenes Geld einbringen müssen. Stattdessen wird über die Börse Kapital eingesammelt. Im Gegenzug geben die Initiatoren das Versprechen ab, dass der Unternehmensmantel gefüllt wird und dabei Gewinne für die Aktionäre anfallen. Dazu haben sie normalerweise zwei Jahre Zeit. Im Gegenzug erhalten die Initiatoren in der Regel rund 20 Prozent des Mantelwerts. Falls jedoch innerhalb der festgelegten Zeit keine geeigneten Unternehmen gekauft werden, kann ein SPAC wieder liquidiert werden. In diesem Fall erhalten die Aktionäre einfach ihr Geld zurück.
Auf den ersten Blick klingt das nach wenig Risiko, allerdings gibt es nur den Ausgabewert der Aktien, nicht den Kurswert. Wer also mehr bezahlt hat, muss einen Verlust hinnehmen. Zugleich wissen Anleger nicht, was sie eigentlich genau kaufen. Sie kennen nur bestimmte Kriterien, etwa die Branche, in der ein SPAC investieren soll. Wer solche Aktien kauft, bringt den Initiatoren also praktisch ein blindes Vertrauen entgegen. Kurz gesagt bedeutet das: Wer auf der Suche nach einer Anlage für die Altersvorsorge ist, muss die Frage was ist ein SPAC nicht beantworten können. Der Kauf solcher Aktien lohnt sich nur für mutige Anleger, die bewusst ein Risiko eingehen wollen.
Mögliche Vorteile von SPACs
Wer als Aktionär in einen SPAC investiert, sollte über Expertenwissen verfügen. In erster Linie muss man in der Lage sein, die Entscheidungen der Initiatoren zu verstehen. Für solche Anleger kann sich das Investment also durchaus bezahlt machen. Der größte Vorteil dieser Mantelbörsengänge ist nämlich die Tatsache, dass sich auch private Anleger in einem sehr frühen Stadium an Unternehmen beteiligen können.
Das ist ein deutlicher Unterschied zu einem klassischen Börsengang, bei dem Kleinanleger erst relativ spät ins Spiel kommen. Bei einem SPAC verfügt man hingegen schon über Anteile am Mantel, in den ein Unternehmen dann per Übernahme schlüpft. Auf diese Weise ist man von Anfang an mit dabei. Das Risiko ist also relativ hoch, zugleich winkt jedoch die Chance auf hohe Renditen.
Zu guter Letzt gibt es auch für junge Unternehmen Vorteile. Sie kommen mit Hilfe eines SPACs nämlich wesentlich schneller an die Börse. Der schwierige, lange und vor allem teure Weg über Investmentbanken fällt dabei weg. Gerade für Start-ups ergibt sich auf diese Weise ein schneller Weg auf das Börsenparkett.